Geschichtszeugnisse, Traditionen und Personen

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Heilbad Heiligenstadt ist seit dem 01. Juli 1994 Hauptstadt des Landkreises Eichsfeld.
(Die Kreise Heilbad Heiligenstadt und Worbis - ehem. DDR - wurden an diesem zum Landkreis Eichsfeld zusammengefaßt).
Das Eichsfeld ist bis heute in auf drei Bundesländer (Thüringen - Niedersachsen und Hessen) aufgeteilt !
Die Stadt liegt im Nordwesten des Freistaates Thüringen und hat ca. 17.000 Einwohner. Die Stadt liegt 250 -  300 m &über NN im Tal der Leine. Viele Prominente, aber auch weniger bekannte Besucher führte der Weg nach Heiligenstadt und in das Eichsfeld. Sie lernten es kennen und schätzen.


Heiligenstadt ist nicht nur eine landschaftlich reizvolle, sondern auch eine geschichtsträchtige Stadt. Im Jahr 973 in einer Urkunde des deutschen Kaisers Otto II., der in Heiligenstadt weilte, erstmals urkundlich nachweisbar erwähnt, wurden bereits nach 993 Bischöfe geweiht. Um das Jahr 1000 mit Marktrechten ausgestattet, erhielt Heiligenstadt 1227 durch den Mainzer Erzbischof Siegfried II (im Stadtwappen) das Stadtrecht. Das frühe Mittelalter war die Blütezeit der Stadt. Daran änderte auch dem ersten großen Stadtbrand 1333 wenig. 1335 erhielt die am Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen gelegene Stadt 1535 mit der "Willkür" eine eigene Gesetzbuch, die bereits 160 Artikel enthielt (1554 erweitert und unter dem Namen "Einwort erschienen).

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Stadtsiegel           "Willkür"
Tilman Riemenschneider, der bedeutende Bildschnitzer des Mittelalters, wurde um 1460 in Heiligenstadt (Klausmühle) geboren.

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Mutmaßliches       Lageplan Klausmühle               Geburtshaus mit Inschrift: "Dieses Haus erbaute Joan Philip Wisse im Jahre 1748",
Selbstporträt         (damals: Niclas mühl)                                                           (nach dem 2. Stadtbrand im Jahre 1739)


Thomas Müntzer (1849 - 27.5.1525) und Heinrich Pfeiffer (vor 1500 - 27.5.1525) - beide Bauerführer -, Reformation und Bauernkrieg, weilten vom 2. - 4.5.1525 in der Stadt.
Im Alten Rathaus wurde er am 3. Mai 1525 von den Ratsherren empfangen. Sein Bauernher lagerte auf den Ochsenwiesen vor den Toren der Stadt.
Das Gemälde zeigt Müntzers revolutionäre Predigt am 3. Mai 1525 vor der Liebfrauenkirche (nach einer Zeichnung von Schmidt).
Am 4. Mai 1525 zog das Bauernher weiter nach Mühlhausen (Th).
Zu Ehren von Thomas Müntzer gab die Notenbank der DDR einen 5-DM-Schein mit seinem Abbild heraus.

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Th. Müntzer        Altes Rathaus (Vorder- und Rückseite)                Gemählde                   Tafel altes Rathaus

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5-Markschein DDR
Mit den Jesuiten, die 1575 in das Eichsfeld kamen, wurde die Gegenreformation durchgesetzt. Die Stadt verdankte den Jesuiten eine hervorragende Schule  - das Jesuitenkolleg (bis 1773) - und die Wiedereinführung der Palmsonntagprozession, die seit 1581 jährlich mit einer gewaltigen Teilnehmerzahl durch die Straßen der Stadt zieht.
Es ist die größte Palmsonntagprozession im deutschsprachigen Raum.
Über 80% der Bevölkerung im Eichsfeld gehört dem katholischen Glauben an.
Die Leidensprozezzion am Palmsonntag wurde auch zu DDR-Zeiten in alter Tradition durchgeführt, weil es 1946 in der damaligen sowjetisch besetzten Zone (SBZ) erlaubt worden war - und daran hat keiner mehr gerüttelt, die Traditionen der Eichsfelder Katholiken wurde akzezeptiert.

Am 29.05.2017 wurde durch die Deutsche UNESCO-Kommission und die Kultusminster-Konferenz die Heiligenstädter Palmsonntagprozession in das Verzeichnis des:
„Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen.

Die Urkunden wurden übereicht von Prof. Monika Grütters, Dr. Martina Münch und Prof. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission und Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe.

1962: Wilhelmstraße
Vor dem Kreuz gehen Ordensleute, Redemtoristen, Vinzentinerinnen und Schulschwestern,
Abiturienten der EOS begleiten mit Fackeln das heilige Grab
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1. Bild                2. Bild                3. Bild                4. Bild
Abendmahl        Am Oelberg       Verspottung       Die Kreuzigung

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5. Bild                                              6. Bild                                     6. Bild
Die schmerzhafte Mutter                 Das heilige Grab                    Das heilige Grab (Detail)

Erklärung der Bilder 1 - 6 sind im Download als pdf-Datei abrufbar.
Pest und Krieg warfen auch Heiligenstadt immer wieder in der Entwicklung zurück. Der 30- jährige Krieg mit seinen zahlreichen Truppendurchzügen und Kämpfen brachte Not und Elend. Nicht viel besser ging es der Bevölkerung im Siebenjährigen Krieg als Einquartierungen und damit verbunden materielle und finanzielle Tribute die Bürger drangsalierten, die sich gerade erst vom zweiten großen Stadtbrand des Jahres 1739 erholt hatten.

heidenreich.jpg   Mit Charlotte Heidenreich von Siebold aus Heiligenstadt
promovierte (1817) die 3. Frau Deutschlands
(1744: D. Erxleben / 1815: R.- J. von Siebold)
zum "Dr. med." (Geburtshilfe).


heinrich-heine.jpg   Das 19. Jahrhundert brachte zahlreiche Persönlichkeiten nach Heiligenstadt:

- Heinrich Heine (geboren 13.12.1797 als Harry Heine), Jurastudent in Göttingen,
  vollzog 1825 seinen Religionswechsel (evangelisch-lutherisch),
  und nahm den Vornamen Christian Johann Heinrich an. Von da an nannte er sich Heinrich Heine.
- Goethe, Hebbel und Schinkel waren auf der Durchreise.
- Die "Märchenbrüder" Jacob und Wilhelm Grimm führten hier eine bedeutende Buchbesprechung durch.

Büste von Heinrich Heine im nach ihm benannten Kurpark "immer frisch gewaschen"


Als das Eichsfeld 1802 noch vor dem Reichsdeputationshauptschluß von Kurmainz zum Königreich Preußen kam, ging eine lange Tradition zu Ende.
Viele Eichsfelder hingen der Kurmainzer Zeit lange nach, zumal in der preußischen Zeit der endgültige Niedergang der für das Eichsfeld so wichtigen Weberei unaufhaltsam voranschritt.
Nach 1856 stieß die Zigarrenfabrikation von Bremen aus in das Eichsfeld. Die Zigarrenherstellung aus Überseetabaken ersetzte immer mehr die Hausweberei, brachte einen zeitweisen wirtschaftlichen Aufschwung.
Parallel dazu entwickelte sich vor allem die Papierfabrik, die Nadelfabrik und das Baugewerbe.

Theodor Storm Aus seiner schleswig-holsteiner Heimat vetrieben kam er 1857 nach Heiligenstadt und wirkte nahezu 8 Jahre (1857 - 1864) als Amtsrichter und Schriftsteller.
In dieser Zeit schrieb er immerhin 11 Novellen, 3 Märchen und darüber hinaus viele lyrische Gedichte.
1864 konnte Storm in seine schleswig-holsteinische Heimat zurückkehren und war dort zunächst als Landvogt und später als Amtsrichter tätig.
Am Berge befindet sich das Theodor Storm Literaturmuseum

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Theodor Storm       Stehle Am Berge vor dem Literaturmuseum (im Winter bekommt er eigentlich immer einen Schal umgebunden)
(1817-1888)

Der 1. Weltkrieg berührte Heiligenstadt nicht direkt, forderte aber dennoch 115 Kriegsopfer aus der Stadt (Grabkreuze auf dem alten Friedhof).

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in der Lindenallee
(Miniatur der Berliner Siegessäule)


Die Weimarer Republik begann mit Inflation und Wirtschaftskrise.
Bei der Reichstagswahl 1933 wählten im Eichsfeld nur 26,2 % die NSDAP, was einer Wahlniederlage der Nazis im Eichsfeld gleichkam.

alter-fh-kriegsgraeber.jpg   Als der 2. Weltkrieg beendet war, hatte Heiligenstadt zwar nur unbedeutende Kriegsschäden davongetragen,
1.935  Heiligenstädter Bürger waren aber dennoch als Opfer zu beklagen.

Grabkreuze auf dem alten Friedhof


Das Obereichsfeld kam im Jahr 1945 zum Land Thüringen. Am 9.4.1945 gegen 16:00 Uhr wurde die Stadt kampflos an die Amerikaner übergeben. Vorher wurde die Stadt durch das mutige Auftreten beherzter Bürger und den Stadtkommandanten zur "offenen Stadt" erklärt.
Am 10.6.1945 übernahm gemäß den Vereinbarungen der Alliierten auf den Konferenzen von Jalta und später Potsdam Heiligenstadt das Besatzungsrecht. Bereits an diesem Tag ließ die sowjetische Militärverwaltung durch den Befehl Nr. 2 die Bildung antifaschistisch-demokratischer Parteien, freien Gewerkschaften und andere demokratische Organisationen zu. Erster Nachkriegs-Bürgermeister der Stadt wurde Dr. Hugo Dietrich, der das Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1947 ausübte. Ortsgruppen der KPD, SPD, CDU und LDPD entstehen.

17.09.1945

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Gebietsaustausch zwischen der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone.
Grund war eine für die Amerikaner wichtige Bahnlinie, welche im betroffenen Gebiet durch SBZ (sowjetische Besatzungszone) führte. Diese Bahnlinie wurde auch scherzhaft von den Bewohnern die "Whisky-Wodka-Linie" genannt, anspielend auf die jeweils bei den amerikanischen und russischen Soldaten bevorzugten Getränke Whisky und Wodka.
Aufgrund dieses Gebietsaustausches kamen die hessischen Dörfer: Sickenberg, Asbach, Vatterode und Weidenbach/Hennigerode vom Kreis Witzenhausen (amerikanische Besatzungszone) zum Kreis Heiligenstadt (sowjetische Besatzungszone) und die thüringischen Dörfer: Neuseesen und Werleshausen kamen vom Kreis Heiligenstadt (SBZ) zum Kreis Witzenhausen (US-Zone).

Die ganze Geschichte können Sie hier nachlesen: http://www.werleshausen.de/geschichte/wanfried.htm

1946

Gründung des Kreiskulturorchesters - zu DDR-Zeiten "Staatliches Orchester"
1950

- unsere Stadt wird als Heilbad anerkannt und trägt von nun an den Namen Heilbad Heiligenstadt
- das Eichsfelder Heimatmuseum wird wieder im ehemaligen Jesuitenkollegs eingerichtet
- DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl spricht vor 15000 Menschen auf dem Friedensplatz
1953

Es wird planmäßig mit dem Bau von neuen Wohnungseinheiten begonnen.
Neue Wohnungseinheiten entstehen ind Straße der DSF (heute Bahnhofsstraße), Am Mühlgraben, am Bahnhofsvorplatz, in der Dingelstädter Straße, an der Rinne, in der Jakobistraße und Aureusstraße.
1958

Postamt in der Ernst-Thälmann-Straße - heute wieder Petristraße. Der rechte Teil wird zum Wohnheim für Pflegebedürftige Menschen umgebaut.

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1959

Der Eichsfeldplan des Zentralkommitees der SED sieht für unser Eichsfeld, das frühere Notstandsgebiet und "Armenhaus Preußens" eine weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen vor (u.a. Neubau Krankenhaus, Stadion "Gesundbrunnen, Verkaufseinrichtungen, Kindertagesstätten, Arztpraxen usw.).
1961

Sicherung der Staatsgrenze zur BRD - für die Eichsfelder ein einschneidendes Ereignis.

Ober- und Untereichsfeld waren hermetisch getrennt, bis 1973 der kleine Grenzverkehr zwischen Worbis und Duderstadt eine erste regionale Öffnung bei Teistungen (heute Grenzlandmuseum) brachte. Die neue Ostpolitik der SPD in der BRD und die damit verbunde Anerkennung der Grenzen in Europa, sowie die Politik der SED auf vertrauensbildende Maßnahmen mit der BRD machte diesen kleinen Schritt der Annäherung möglich. Mit der politischen Wende im Herbst 1989 und dem Wegfall der Grenze am 9. November 1989 und der späteren Einheit Deutschlands (03.10.1990) eröffneten sich für die Eichsfelder völlig neue Möglichkeiten.
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Dr. Hugo Dietrich (CDU)

Erster Nachkriegs-Bürgermeister der Stadt wurde Dr. Hugo Dietrich, der das Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1947 ausübte.
Er hätte Bürgermeister in Koblenz werden können, in den unruhigen, unsicheren Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch Dr. Hugo Dietrich entschied sich anders, übernahm am 12. Juli 1945 als Angehöriger der CDU das Amt des Bürgermeisters in seiner Heimatstadt Heiligenstadt, wo er am 27. August 1899 geboren wurde.
Sein Nachfolger war 1947 Karl Jünemann.


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Karl Jünemann (CDU) 10. 01.1913 - 25. 12.2008
Kaufmann. Am 1. Juli 1945 erste Funktionen in der Verwaltung des Kreises Heiligenstadt (Rat des Kreises). Er war Mitbegründer des FDGB und der DSF in Heilgenstadt. Er trat die Nachfolge 1947 von Dr. Hugo Dietrich an. Bis 1971 war er Bürgermeister von Heiligenstadt. Er trat aus gesundheitlichen Gründen zurück (Nachfolger als Bürgermeister, Günther Mock), blieb aber Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, des Kreisvorstandes der CDU und des Kreisausschusses der Nationalen Front, dessen Vorsitzender er zeitweise war. Ihm wurde im Juli 1988 die Ehre zuteil, anlässlich des 100. Todestag des bedeutenden Novellisten und Lyrikers Theodor Storm, eine 2,10 m hohe Plastik, die erste ganzkörperliche Denkmaldarstellung des norddeutschen Dichters in Heiligenstadt zu enthüllen. Von 1950 bis 1958 war er Abgeordneter der Volkskammer. Er war Mitglied des Friedensrates der DDR.

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Günter Mock (CDU)

Von 1971 bis 6.12.1989 war Günter Mock der Bürgermeister von Heilbad Heiligenstadt.
Er trat die Nachfolge von Karl Jünemann an, der seit Mai 1947 im Amt war.




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Bernd Beck (CDU)

Vom 6.12.1989 bis zum 30.06.2012 war Bernd Beck ununterbrochen der gewählte Bürgermeister von Heilbad Heiligenstadt.
Er trat die Nachfolge von Günter Mock an, der seit 1971 im Amt war.





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Thomas Spielmann (Bürgerinitiative für Heiligenstadt -BI)

Seit dem 1. Juli 2012 - nach Bernd Beck (im Ruhestand) der neu gewählte Bürgermeister von Heilbad Heiligenstadt.
Zum Zeitpunkt des Amtsantrittes ist er 42 Jahre alt.





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Dieter Althaus (CDU)

Vom 5. Juni 2003 bis 2009 (abgewählt) war der in Heiligenstadt wohnhafte Ministerpräsident (vorher Kultusminister) des Freistaates Thüringen.




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Manfred Grund (CDU) MdB Dipl. - Ing. für Elektrotechnik

Seit Oktober 1994 ist der in Heiligenstadt wohnhafte Mitglied desDeutschen Bundestages und vertritt
den nordthüringischen Bundestagswahlkreis Eichsfeld – Nordhausen – Kyffhäuserkreis.





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Dr. Werner Henning (CDU)

Der am 1. Oktober 1956 geborene und in Geismar wohnhafte Dr. Werner Henning ist studierter Germanist- und Kunstwissenschaftler.
Nach verschiedenen Tätigkeiten in Heiligenstadt (Literaturmuseum, Eichsfelder Bekleidungswerke) wurde er 1989 Vorsitzender des Rates des Kreises.
Er löste Bernd Horstmann ab.Sein Amt als Landrat für das Eichsfeld übt er ununterbrochen seit 1994 aus.
Im März 1990 wurde er in der damaligen DDR in die Volkskammer gewählt.

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